KÖNIZER ZEITUNG NOVEMBER 2016DER SENSETALER REGION6Feste feiern inZahlreiche Ferienhütten REGION GANTRISCH – Im Bereich des Hüttentourismus ist im Naturpark Gantrisch ein grosses Potenzial vor-handen. Grosszügig aus-gebaute und zweckmässig eingerichtete Hütten eignen sich bestens für Ferienlager, Familienfeste oder Firmen-events. Für die Region sind diese Häuser als günstige Unterkünfte wichtig und bringen Wertschöpfung. Schon die Zufahrt zur idyllisch gelegenen Süftenenhütte macht einen gep egten und freundli-chen Eindruck. Die rosaroten Geranien auf den Fenstersim-sen stehen in voller Blüte und strahlen Wärme aus. Seit August dieses Jahres sind Barbara Rubi und Willy Zimmermann Besit-zer dieses Hauses. Sie haben es vom Kanton erworben. Mit die-sem Kauf ist für die beiden ein Traum in Erfüllung gegangen. Als Therapie- und Kunstmalerin brauchte Barbara Rubi unbedingt mehr Platz. Und beide hatten den Wunsch, etwas mit Menschen zu machen. Darum verkauften sie ihr kleines Eigenheim in Bigen-thal. «Aber die Suche hat sich un-erwarteterweise in die Länge ge-zogen. Drei Jahre lebten wir wie Vagabunden ohne festen Wohn-sitz», berichtet Barbara Rubi. Durch Bekannte und eine Aus-schreibung im Internet wurden die 51- und der 55-Jährige auf die Süftenenhütte aufmerksam. Ob-schon abgelegen und im Winter ohne Zufahrt, war es das, was sie suchten. Die Hütte liegt unweit der Strassenverzweigung Otten-leue – Selital – Gurnigel direkt an der Langlau oipe. Da Willy Zimmermann weiterhin seinem Job in Rubigen nachgehen wird, muss er in der Winterzeit die rund zwei Kilometer lange Strecke bis zum Schwarzenbühl am Morgen und Abend zu Fuss oder mit den Langlaufskiern zurücklegen.Offenes HausIn der Ausschreibung des Kan-tons war als Au age enthalten, dass die Süftenenhütte weiter-hin für Schulen und Vereine als Ferienlager zur Verfügung ste-hen muss. Das passte genau ins Konzept der neuen Besitzer. Das Haus verfügt über 39 Schlafplät-ze in fünf Räumen, eine gross-zügig eingerichtete Küche mit Holzkochherd und einen Auf-enthaltsraum. Geheizt wird mit einer Holzzentralheizung, wobei jeder Raum zusätzlich mit ei-nem Ofen nachgeheizt werden kann. Dazu kommen zweckmäs-sig eingerichtete Sanitär- und Toilettenanlagen. «Das Haus ist nicht luxuriös, aber sehr gut ein-gerichtet», freut sich Willy Zim-mermann. Entstehen soll noch ein Seminarraum. Offen steht die Süftenenhütte Familien, Schulen sowie Vereinen und Firmen, die ihre Feste, Events und Lager an einem ruhigen Ort in der Natur durchführen möchten. Bei Bedarf werden Rubi und Zimmermann auch Halbpension anbieten. «Es gibt nichts, das es nicht gibt. Die Türe steht für alle offen», erklärt Barbara Rubi in ihrem warmen Grindelwalder Dialekt. In der be-stehenden Försterstube kann sie nun ihren langersehnten Wunsch, das Malatelier, einrichten. Und sie wird sich auch weiterhin als Mentalcoach engagieren. Woh-nen werden die beiden in der Wohnung auf der Nordseite der Hütte. Hierhin können sie sich bei Bedarf zurückziehen. Jeden-falls freuen sich Barbara Rubi und Willy Zimmermann auf die Zukunft mit vielen Gästen. Wo-bei noch zu erwähnen ist, dass es keinen Restaurationsbetrieb für spontane Gäste geben wird.Beliebte StockhütteEigentlich hätte die Stockhütte, die früher als Truppenunterkunft des Militärs diente, 1963 zum Zwecke einer Feuerwehrübung abgebrannt werden sollen. Dem Thuner Pfarrer Imobersteg ist es zu verdanken, dass es nicht so weit kam. Kurzerhand integrier-te er die Hütte in seine Kirchge-meinde. In viel Fronarbeit haben Mitglieder der jungen Lukaskir-che Thun die Hütte wieder be-wohnbar gemacht. Heute gehört die Stockhütte der «Genossen-schaft Jugend- und Ferienhaus Stockhütte». An markanter Lage oberhalb des Gurnigelbades thront die Stockhütte, und die Fernsicht über das Mittelland ist beeindruckend. Die Hütte ist für Anlässe jeglicher Art sehr beliebt und wird dementsprechend rege benutzt. In einer Berghütte etwas ungewohnt ist die installierte Ge-schirrabwaschmaschine sowie die Duvets und Kissen der 39 Altes Berghaus steht zum Verkauf1968 musste das ehemalige Berghaus auf der Gurnigelpasshöhe einem Neubau weichen. Das komplette Gebäude wurde rund 200 Meter Richtung Stierenhütte an seinen heutigen Standort verscho-ben. Seit 1970 ist der Stadtturnverein Bern (STB) im Besitz dieses Hauses mit 45 Betten. In Eigenregie und Frondienstarbeit wur-den sanitäre Anlagen und Kellerräume gebaut. Heute präsentiert sich das Berghaus in sehr gutem Zustand und ist top eingerichtet. Trotzdem will es der STB loswerden. «Trotz dem Ausbleiben der Schulklassen, die heute nicht mehr in die Skilager kommen, ist die Auslastung nach wie vor gut», sagt Bruno Krähenbühl, der 30 Jahre lang Präsident der Hüttenkommission war. Grund für den Verkauf seien die fehlenden Leute, die sich für die Hüttenbetreu-ung engagieren. Früher hat eine 22 Personen zählende Hütten-kommission abwechselnd zum Rechten geschaut. Heute stehen dafür nur noch fünf Personen, alle im höheren Alter, zur Verfügung. Barbara Rubi und Willy Zimmermann vor ihrer neuerworbenen Süftenenhütte. Sie hoffen auf viele Gäste mit Übernachtungen. | Fotos: FBRDas alte Berghaus diente bis vor 48 Jahren als Gaststätte auf der Gurnigelpasshöhe.NOVEMBER 2016 KÖNIZER ZEITUNG DER SENSETALERREGION7Schlafplätze, die mit Bettwäsche bezogen sind. Man geht eben auch hier mit der Zeit.Solidarität zeigen Ein Highlight sei immer wieder das zehntägige Ferienlager atom-geschädigter Kinder aus Tscher-nobyl. Die Genossenschaft stellt die Unterkunft diesen Leuten gra-tis zur Verfügung. «Mittlerweile hat sich mit den Leitern dieser Gruppe eine echte Freundschaft ergeben. Wir haben sie auch schon in der Ukraine besucht. Für uns war es dort genauso eindrück-lich wie umgekehrt», sagt die Hüttenverwalterin Brigitte Roth nachdenklich. Bemerkenswert ist auch, dass laut ukrainischen Ärz-ten die Blutwerte der Kinder nach dem Ferienlager mindestens für ein Jahr viel besser seien.Finanziert wird die Hütte aus Beiträgen der Genossenschafts-mitglieder und der Hüttentaxen. Da sei aber wenig Spielraum vor-handen. «Nur dank der Berghilfe konnten wir die Wasserleitungen ersetzen. Und brandschutztech-nisch mussten wir die Hütte auf-rüsten. Das hat die nanziellen Reserven aufgebraucht», macht Brigitte Roth klar. Das ehrenamt-liche Amt der Hüttenverwalterin verlangt viel Engagement und Idealismus. Aber die freund-schaftlichen Beziehungen mit vielen treuen Gästen entschädigt vieles. Brigitte Roth aus Mühle-thurnen betreut die Stockhütte bereits seit 18 Jahren. Sie hat das Amt von ihren Eltern übernom-men. Doch was ist eigentlich das Reiz-volle einer einfach eingerichteten Hütte? Ist es das gemütliche Zu-sammensein? Der Austausch in ungezwungener Gemeinschaft, wo sich kein Abwart oder Nach-bar über den Lärm beklagt? Ist es diese uralte mit reichlich Holz gebaute Hütte, die nach einem greift und uns bei den urältes-ten Bedürfnissen nach sozialer Geborgenheit packt? Sind es die Berge, welche im rot glühenden Abendlicht den Tag vergehen lassen oder das gleissende Mor-genlicht? Vielleicht ist es aber auch der Duft des morgendlichen Kaffees, das knusprige Brot oder der geschmackvolle Alpkäse vom Hüttennachbarn. Oder von al-lem etwas. Eines ist sicher: Die beiden hier vorgestellten Hütten bieten einen idealen Rückzugsort aus dem heute oft hektischen All-tag. Fritz BühlmannINFO: In der Region gibt es zahlreiche Hütten. Mehr Infos zu den einzelnen Berghütten fi nden Sie unter: www.gantrisch.chBursthütte nicht mehr öffentlichDie Bursthütte, 1538 Meter über Meer, mit ihren 20 Schlafplät-zen und direkt an der Strasse nach Ottenleue gelegen, ist seit 1. Dezember 2015 in Privatbesitz. Für die Familie Schär aus dem Oberaargau sei damit ein langersehnter Wunsch in Erfüllung ge-gangen. Mit der Familie und Freunden wollen Schärs die Wochen-enden hier in der Hütte verbringen. Die Bursthütte bietet keinen Komfort, dafür aber Aussicht und Na-tur pur. Paul Schär ist Inhaber zweier Holzbaubetriebe in Oberwan-gen und Langenthal. Als gelernter Zimmermann kann er die Hüt-te nach seinen Bedürfnissen und Wünschen umbauen. Wobei er Wert darauf legt, dass diese robuste Hütte mit ihrem Schindeldach und der Küche mit offenem Kamin so erhalten bleibt. Anstelle der Massenlager sollen heimelige Zimmer entstehen. Und demnächst muss eine Biokläranlage gebaut werden.Die Stockhütte: überwältigende Fernsicht, problemlose Zufahrt und top einge-richtet.Gruppenunterkünftenbeleben das GantrischgebietNaturpark ist aktivEs herrscht oft der Eindruck, und das wurde auch bei Recherchen über die Berghütten festgestellt, dass bei aktuellen Problemen sich die Verantwortlichen des Naturparks zu passiv verhalten. Der Naturpark un-terstütze lieber alternative Projekte, als die einheimische Wirtschaft zu stärken. In vielen Dingen erhalten Betroffene keinen Rückhalt, was oftmals nicht verstanden wird. Sol-ches und Ähnliches ist immer wie-der zu hören. Nachfragen beim Geschäftsführer des Naturparks, Christoph Kauz, geben jedoch ein anderes Bild. Zum Beispiel begleite der Naturpark eine Interessengruppe, die ihr Netzwerk mit einbringe, um eine Weiterfüh-rung des Berghauses möglich zu machen. Die Skilager, die jeweils die Region stark belebt haben, sind spürbar rückläufi g. Auch hier ver-sucht der Naturpark, mit seinen An-geboten, die Region gegen aussen zu vermarkten. Ebenfalls ist der Park bestrebt, mit dem Schneebus den Zugang zu den Winteraktivitä-ten zu gewährleisten.Im Bereich der zahlreichen Berghüt-ten, die der Region hohe Übernach-tungszahlen generieren, ist der Na-turpark nicht untätig. Laut Christoph Kauz gibt es im Förderverein Region Gantrisch (FRG), der Trägerorgani-sation des Naturparks Gantrisch, das Handlungsfeld «Eigentümer-strategie». Dabei wird festgelegt, wie mit Ob-jekten, die zum Verkauf stehen, umgegangen werden soll. «Diese Objekte werden von der Gruppe be-wertet, es werden Ideen gesammelt und das weitere Vorgehen seitens des FRG festgelegt sowie erste Ge-spräche mit möglichen Investoren gesucht», so der Geschäftsführer des Naturparks. Obschon die Hütten für die Region einen wichtigen Stellenwert haben, sei es nicht im Sinne und auch nicht fi nanzierbar, dass der Naturpark selber Liegenschaften erwerbe. Die rustikale mit reichlich Holz gebaute Bursthütte ist seit rund einem Jahr in Privatbesitz und daher nicht mehr öffentlich nutzbar.
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